Als Quintessenz des dreijährigen Projekts „Demenz.Weiter.Denken“ der CS Caritas Socialis, wurde mit Führungskräften und Expert*innen der „Demenzdialog“ entwickelt. Gespräche mit und Rückmeldungen von Betroffenen flossen in die zehn – aus der Perspektive von Betroffenen formulierten - Sätze ein. Zehn Sätze bieten Orientierung und unterstreichen die Achtsamkeit mit der wir einander begegnen. Der Demenzdialog dient als Gesprächsgrundlage für Teams und Angehörige.
Frau D. ist nach einem Oberschenkelhalsbruch sehr wackelig auf den Beinen. Trotzdem dreht sie täglich ihre Runden mit ihrem Rollator. „Oh, passen Sie auf, Frau D. – ich hab' solche Angst, dass Sie wieder stürzen!“. „Aber Schätzchen, Sie müssen keine Angst haben, die habe schon ich in meinem Bauch, aber ich muss ja weiter üben.“
„Mein Name ist Stanoje und nicht Stefan!“ Obwohl Herr G. schon viele Jahre in Österreich lebt, fühlt er sich als Serbe und will, dass dies auch auf seinem Namensschild berücksichtigt wird.
„Mein Kopf ist ganz blöd geworden!“, beklagt sich Gerald F. beim gemeinsamen Spaziergang mit Seelsorgerin Sr. Rosemarie und Ilse S., die ebenfalls Demenz hat. Schicksalsgenossin Ilse S. nimmt seine Hand und sagt: „Ich hab‘ dich lieb“. Gerald F. antwortet: „Ich hab‘ dich auch lieb.“
„Mein Sohn hat mir so schöne Blumen mitgebracht.", freut sich Vera I. Sie hat sich die Blumen so gerichtet, wie
sie für sie schön sind und passen.
„Nein, Herr D., Sie haben schon drei Bananen. Die nehmen wir jetzt mit und bezahlen sie.“ Herr D. aus dem Tageszentrum hat vergessen, dass man die Bananen im Supermarkt bezahlen muss.
Wenn Kunst Brücken baut. „Früher habe ich auch Holz sammeln müssen. Wir haben ja im Haus noch alles mit Holz heizen müssen“, erinnert sich Angela H. Der Besuch im Museum ist ein lebendiges sinnliches Erlebnis, das an vorhandene Erinnerungen anknüpfen kann und lässt Menschen mit Demenz am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Gelernt ist gelernt – Martha L. war Wirtin aus Leidenschaft. Beim Kochen in der Wohngemeinschaft schneidet sie die gleichmäßigsten Gemüsewürfel, die wir je gesehen haben. Diesmal liegen ganz fein geschnittene blaue Würfel auf dem Brett. Martha L. hat statt dem Gemüse den Abwaschschwamm geschnitten.
„Heute regnet es bestimmt!“ Davon ist Theresa S. überzeugt. Deshalb kommt sie auch täglich ausgerüstet mit ihrem
roten Regenponcho in das Tageszentrum. „Ja, Frau S., es könnt schon sein, dass es heute regnet. Aber hier drinnen sind Sie ja geschützt.“
Die getragenen Socken müssen am Abend immer am gleichen Platz liegen – nämlich beim Kopfpolster. „Geh Mama, das ist doch so unordentlich!“, ihr Sohn hat es zuerst nicht verstanden, erst kurz vor ihrem Tod war ihm klar: Seine Ordnung ist nicht ihre Ordnung.
„Wann wird denn mein Franz heute kommen?“ Liebevoll erklären die Pflegemitarbeiter*innen Elisabeth P. immer wieder, dass ihr Mann nicht mehr kommen kann, da er schon vor sechs Monaten verstorben ist. „Na, dann kann das nicht mein Mann sein, der war ja gestern noch hier.“, ruft Elisabeth P. erleichtert und setzt sich zum Kaffee.
„Fräulein, jetzt haben wir uns schon so oft gesehen, täten Sie mich eventuell heiraten?“ Maria G. bringt ihren Ehemann Johann täglich ins Tageszentrum und holt ihn wieder ab. Manchmal erkennt er sie – manchmal nicht.
Wer rastet, der rostet – war das Lebensmotto von Maria P. Täglich läuft sie ihre (noch) vertraute Runde im Liechtensteinpark. „Hoffentlich finde ich wieder nach Hause?“, denkt sie manchmal laut nach. Zum Glück ist sie in ihrer Nachbarschaft gut bekannt und hat ihr Handy mit GPS immer mit dabei.
„Wo ist der Schlüssel zu meinem Zimmer? Das ist ja ein mieser Service in diesem Hotel!“ Wolfgang B. war früher viel auf Geschäftsreisen und verbrachte viele Nächte in Hotelzimmern. Wir gaben ihm einen Zimmerschlüssel und er fand für diesen Tag seine Ruhe.