Der kleine grüne Koff er ist gepackt. Kleidung, Sonnenbrille und Medikamente stehen bereit zur Abfahrt. Aufgeregtes Lachen dringt aus dem Zimmer von Frau M. Die letzten Erklärungen für alle Fälle. Wochenlang wurde getüftelt und gefeilt, um Frau M.s Wunsch zu erfüllen: Es ist Freitag, der 20. Juli 2022, 10.20 Uhr. Der Tag, an dem Frau M. aufbricht, um das Atterseetürkis ein letztes Mal für sich aufzusaugen, bevor sie sich aus dieser Welt verabschieden wird. Ein Reisebericht.

Attersee spüren, riechen und sehen

„Noch einmal zum Attersee zu fahren, das wäre schön“, erzählte Frau M. (62) unserer Renata, Ehrenamtliche im CS Hospiz Rennweg. Sie erzählte, wie oft in ihrem Leben der Attersee ein Kraftplatz gewesen ist. In vielen Gesprächen mit Frau M, ihrem Ehemann, den Ärzt:innen und den Diplomierten Pflegerinnen und Pflegern wurde das Projekt „Attersee“ in Angriff genommen. Alle Vorbereitungen getroffen, alle Eventualitäten durchgegangen, um diesen Wunsch zu erfüllen. Strahlend verlässt Frau M. an der Seite ihres Mannes das Zimmer im CS Hospiz Rennweg: „In vier Stunden bin ich am Attersee.“

„Hier bin ich wieder Mensch“

„Ich habe mir gar nicht vorstellen können, dass das überhaupt möglich sein kann“, staunt Frau M. noch immer über ihre Ferien. Frau M. kam nach einer sehr intensiven Therapiephase ins CS Hospiz Rennweg und wurde hier „wieder ein Mensch“ - wie sie selbst es beschreibt. „Hier werde ich mit meinem Körper und mit meinem Geist wahrgenommen. Es zählt das, was ich sage. Wenn ich Schmerzen habe, dann
wird das hier ernst genommen und nicht abgetan. Es ist eine Wohltat!“, beschreibt sie ihr Sein im CS
Hospiz Rennweg.

Bestmögliche Schmerztherapie schenkt Lebensqualität

Bestmögliche Schmerztherapie, professionelle Pflege, sozialpastorale und psychosoziale Begleitung und eine Hand, wenn man sie braucht, sind die Säulen der Hospizarbeit. Dank der interdisziplinären Zusammenarbeit und der hervorragenden Unterstützung des Ehemannes von Frau M. konnte ihr dieser Wunsch erfüllt werden.

Die letzte Reise

„Meine Frau hat schon als Kind hier die Sommer mit ihrer Familie verbracht. Das Türkis des Attersees
hat meine Frau fasziniert. Später ist der Funke auf mich übergesprungen. Unser ganzes Leben sind wir hierhergefahren: um zu feiern, um zu trauern, um Kraft zu tanken“, erzählt der Ehemann. Tränen in den Augen stehend, den letzten Wunsch seiner Frau erfüllend. „Ich habe keine Angst. Ich weiß, dass alles gut gehen wird. Meine Frau will sich dort von der Welt verabschieden. Ich habe von den Ärzt:innen und Pfleger:innen des CS Hospiz Rennweg alles mitbekommen und weiß, was ich wann machen muss. Dann kommen wir wieder. Wir kommen hierher, dass sie in Ruhe sterben kann.“

25. Juli 2022

Drei Tage nach der Rückkehr vom Attersee. Die Reise war anstrengend, doch Frau M. kam mit einer Leichtigkeit zurück, die allen im Team und ihrer Familie auffiel. Frau M. zog sich Tag für Tag mehr zurück. Die beiden Söhne und ihr Ehemann waren Mittwoch nachmittags auf einen langen Besuch im CS Hospiz Rennweg. Der Ehemann
blieb über Nacht auf der Couch. Das erste Mal. Frau M. verstarb in der Nacht auf den 26. Juli 2022. Ein Foto der letzten Reise vom Attersee legte er ihr in die Hand.

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